воскресенье, 12 августа 2012 г.

Libanons banger Blick nach Syrien

Verbündeter gegen Israel oder Grund für Instabilität im Libanon? Über das Regime in Syrien sind die Libanesen geteilter Meinung. Aber beide Seiten sind auf die Zeit nach Assad denkbar schlecht vorbereitet.
In Thurayyas Familie könnten die politischen Meinungen kaum gegensätzlicher sein. Ihr Mann, der aus einer schiitischen Familie stammt, unterstützt das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die 41-jährige Englischlehrerin, die dem sunnitischen Islam angehört, hält dagegen einen politischen Wechsel im Nachbarland für dringend notwendig. In einem Punkt sind sich beide einig: Die Zeit nach Assad wird für den Libanon nicht leicht werden.
Thurayya hält die Machtübernahme von radikalen Sunniten in Damaskus für wahrscheinlich. Sie ist überzeugt, dass die neuen Herren dann die radikalen Sunniten in ihrer Heimat unterstützen: "Zusammen werden sie versuchen unser politisches System zu ändern. Es gibt sicher Probleme."
Pro-syrische Kräfte an der Macht

Die Flaggen des Libanon und Syriens, die Syriens mit Assad-Portrait (Foto: AP)
Der politische Einfluss Syriens auf den Libanon ist noch immer groß
Seit Jahrzehnten ist das Verhältnis des kleinen Zedernstaates zum starken Nachbarn Syrien von Einmischung und Abhängigkeit geprägt. Erst 2005 - nach dem Mord an dem früheren Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri - musste die syrische Armee nach fast dreißigjähriger Präsenz den Libanon verlassen. Aber der politische Einfluss ist geblieben. Seit Juni 2011 regiert in Beirut die pro-syrische Allianz des 8. März. Sie besteht aus den schiitischen Kräften der Hisbollah, der Amal-Bewegung und der christlichen Freien Patriotischen Bewegung. Die Anti-Assad-Kräfte, die Allianz des 14. März mit der sunnitischen Future Bewegung und zwei christliche Verbündeten sitzen in der Opposition.
Die von Thurayya befürchtete Allianz syrischer und libanesischer Salafisten ist nur eines von vielen möglichen Zukunftsszenarien für den Libanon. Zunehmende Spannungen und Gewalt zwischen Sunniten und Schiiten im Zedernstaat sind ebenfalls möglich. Die Entführung schiitischer Libanesen durch die Freie Syrische Armee in der Nähe von Aleppo und Gerüchte um den Beschuss schiitischer Heiligtümer in Damaskus schüren die Ängste schiitischer Libanesen. Sie befürchten ähnliche Racheakte für ihre Pro-Assad-Position in der eigenen Heimat.
Flucht nach vorne

Der Publizist Qassim Kassir (Foto: DW) Der Publizist Qassim Kassir
Große Fragezeichen wirft die Politik der Hisbollah auf - des stärksten politischen und militärischen Verbündeten Syriens. Dass diese Partei politisch geschwächt wird, steht außer Frage. Noch ist nicht klar, wie sie auf den Verlust ihres Partners in Damaskus reagieren wird. Der Publizist Qassim Kassir, Kenner der "Partei Gottes", hält militärische Aktionen gegen Israel vom Südlibanon aus für realistisch.
Er weist darauf hin, dass führende Funktionäre der Hisbollah in letzter Zeit mehrmals von einer sogenannten "Befreiungsstrategie" gesprochen haben: "Das heißt, dass sie beabsichtigen, die noch von Israel besetzten libanesischen Gebiete im Südlibanon wie das Dorf Ghajar und die Shabaa Farmen zu befreien, sofern der libanesische Staat keine Befreiung unternehmen sollte." Für Kassir ist die Botschaft, die die Hisbollah vermitteln will klar: "Damit will sie sagen: Wir sind auch stark genug, einen Krieg zu führen, wenn das Regime in Syrien stürzen sollte. Sie tritt die Flucht nach vorne an."
Negative Szenarien
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Zedernstaat nicht in der Lage ist, seine innenpolitischen Probleme zu lösen. Die Auseinandersetzungen um die Waffen der Hisbollah brachten das Land vor vier Jahren an den Rand eines neuen Bürgerkrieges. Vor dem Hintergrund wundert es nicht, dass sich niemand im Land vorstellen kann, eine so große Herausforderung wie den Zusammenbruch des syrischen Regimes souverän zu bewältigen.
Auch die Aussichten für die christlichen Parteien sind nicht gut: Christen machen im Libanon ein Viertel der Bevölkerung aus. Lange waren sie unter syrischer Besatzung politisch marginalisiert. In den letzten Jahren gaben sich christliche Politiker wieder selbstbewusster. Nun könnten sie mit der Schwächung Syriens und der pro-syrischen Kräfte im Libanon mehr Gewicht bekommen.
Christen als Brückenbauer

Sarkis Naoum, libanesischer Kolumnist der Tageszeitung an-Nahar (Foto: DW) Sarkis Naoum wünscht sich die Christen als Brückenbauer
Sarkis Naoum, Kolumnist der libanesischen Tageszeitung An-Nahar, wünscht sich eine konstruktivere christliche Rolle. Er sieht sie als politische Brückenbauer, die die historischen Feinde Schiiten und Sunniten einander näher bringen können: "Wenn sie diese Rolle gekonnt übernehmen, hätten wir vielleicht sogar eine neue nationale Formel." Aber Naoum hält diese Möglichkeit für unwahrscheinlich: "Ich fürchte, dass die Christen für diese Rolle nicht reif genug sind. Sie sind in den beiden Lagern 14. und 8. März gespalten, zutiefst verfeindet und würden sich am liebsten gegenseitig von der Bildfläche verschwinden lassen."
Noch fällt es schwer, sich die politische Landschaft im Zedernstaat ohne das Assad-Regime vorzustellen. Die Sunniten, die größten Gewinner des Sturzes der Diktatur im Nachbarland, können kein Konzept für die Zeit danach vorweisen. Sie hoffen allein auf die Schwäche ihrer Gegner, um bei den Parlamentswahlen im kommenden Jahr das Rennen zu machen.

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