"Man kann Barack Obama nur ganz verstehen, wenn man Hawaii
versteht", erklärte Michelle Obama, Ehefrau des 44. US-Präsidenten. Denn
Obamas Geburtsort unterscheidet sich erheblich vom Rest der USA .
Weißer Strand, kristallklares Wasser, sanfte Musik, dazu bunte
Freizeithemden, luxuriöse Hotels und belebte Promenaden, eine
Urlaubsidylle im Pazifik: Das ist Hawaii, zumindest für die Touristen.
Und da der jüngste der 50 US-Bundesstaaten hauptsächlich vom Tourismus
lebt, ist es dieses Bild, das den Besuchern des Strandbezirkes Waikiki
gerne vermittelt wird.
Nur knapp zehn Autominuten von Waikiki entfernt, in nördlicher Richtung, sieht Honolulu ganz anders aus. Im Bezirk Kapiolani stehen verrostete Autos vor kleinen, ein- oder zweistöckigen Häusern, auf den Balkonen hängt die Wäsche zum Trocknen. Die Betonwände der Ladenzeilen an der King Street sind mit Graffiti besprüht, die Geschäfte schmuddelig und wenig einladend, zum Teil seit langem geschlossen. Im Hintergrund ragen die Hochhäuser der South Beretania Street in die Höhe. Das ist das Hawaii von Barack Obamas Kindheit.
Obamas Eisladen und Basketballplatz
Die Nachbarschaft mit ihrer Mischung aus Hoch- sowie ein- und zweistöckigen Häusern habe sich seit Obamas Kindheit nicht viel verändert, erklärt DeSoto Brown. Er ist Historiker am Bishop Museum in Honolulu, das sich mit der Geschichte der Insel beschäftigt. Der Eisladen, in dem sich Obama als Teenager sein Taschengeld verdiente, ist noch immer geöffnet. Auf den Basketballplätzen, wo er seine Würfe übte, trainieren Jugendliche noch heute. Und noch immer verschmelzen hier, wie auf den anderen Inseln des Bundesstaates, chinesische, japanische and andere asiatische Einflüsse mit den polynesischen Traditionen: "Man kann hier nicht aufwachsen, ohne von nicht-europäischen, nicht-amerikanischen Eindrücken beeinflusst zu werden", meint Brown.
Kulturenmix
Auch der Journalist Robert Kay erklärt, Obama "verkörpert in vielerlei Hinsicht das Beste von Hawaii, er ist weder arrogant noch überheblich". Kay lebt seit fast 20 Jahren in Hawaii, er stammt aus San Francisco. Er hat eine Webseite zusammengestellt mit Informationen über "Obamas Nachbarschaft" und seine Familie. Es gebe keinen Zweifel, sagt er, in Hawaii müssen jeder lernen, mit den unterschiedlichsten Kulturen klar zukommen, sich jedem gegenüber respektvoll zu verhalten. Dabei war Obama selbst in Hawaii noch etwas Besonderes: Kinder mit schwarzer Hautfarbe waren in seiner Nachbarschaft die Ausnahme.
Hinzu kamen die Kindheit in Indonesien und die alleinerziehende Mutter: "Er kann gar nicht anders, als eine andere Einstellung zu dem Rest der Welt und anderen Völkern zu haben als jemand, der in einer Umgebung aufgewachsen ist, in der eine einzige Rasse dominiert", meint Historiker DeSoto Brown. Die Ausrichtung der US-Außenpolitik nach Asien unter Barack Obama hat viele Gründe, die nichts mit seiner Biographie zu tun haben - schwer gefallen dürfte sie ihm nicht sein.
Der Präsident von nebenan
Seine Kindheit unterscheidet sich noch in einer anderen Hinsicht von der bisheriger US-Präsidenten. Barack Obama ist in einer ganz normalen Wohnung aufgewachsen, zwei Schlafzimmer, Balkon, im 10. Stock des Hochhauses in der South Beretania Street. Seine Großmutter Madelyn Dunham ist zwar von der Sekretärin zur Vizepräsidentin der Bank von Hawaii aufgestiegen, hat aber dennoch zeitlebens zur Miete gewohnt. Genauso wie die Großmutter von Arnie Saiki. Auch er hat in dem beigefarbenen Hochhaus mehrere Tage in der Woche bei seiner Oma gewohnt. Arnie ist drei Jahre älter als der US-Präsident und erzählt, dass er zweimal am Tag zu den beiden Supermärkten um die Ecke gehen musste, um die jeweiligen Sonderangebote zu besorgen.
Täglich Kompromisse schließen
Die Beziehung zu Hawaii ist immer noch eng. Die Obamas verbringen, wenn möglich, jedes Jahr ihren Weihnachtsurlaub auf der Insel, und kurz vor der Präsidentschaftswahl besuchte Barack Obama noch einmal seine schwerkranke Großmutter - um sich zu verabschieden. Die Wahl ihres Enkels zum Präsidenten der Vereinigten Staaten hat Madelyn Dunham nicht mehr erlebt, sie starb einen Tag vor der Wahl. Verluste zu erleben, gehört auch zur Kultur Hawaiis, berichtet Arnie Saiki. so viel würde sich ständig ändern: Entwicklung, Kultur, Menschen - "Das Gefühl des Verlustes ist so unglaublich tiefgreifend hier, dass die Menschen hier sehr besorgt sind", sagt er, und fährt fort: "Denn immer wenn man über die eigene Kultur, die eigene Identität nachdenkt, dann verschwindet sie schnell."
Die "Aloha-Mentalität"
"Wir sind das Festland", sagt denn auch Senator Brickwood Galuteria im Wahlkampfbüro für Obama in Honolulu, "und wir sind uns der schmerzvollen Geschichte sehr bewusst." Auf Obama sei man sehr stolz, er sei ein "local boy", strahlt Galuteria. Er hofft, dass einmal die traditionelle Bücherei, die nach der Amtszeit eines Präsidenten eingerichtet wird, nach Hawaii kommt - oder zumindest ein Teil davon. Doch es gibt einen starken Konkurrenten: Chicago. Die Metropole im US-Bundesstaat Illinois, wo Obama seine politische Karriere begann - und der sich Obama mindestens so verbunden fühlt wie Hawaii. Er hat früh gelernt, sich anzupassen.
Nur knapp zehn Autominuten von Waikiki entfernt, in nördlicher Richtung, sieht Honolulu ganz anders aus. Im Bezirk Kapiolani stehen verrostete Autos vor kleinen, ein- oder zweistöckigen Häusern, auf den Balkonen hängt die Wäsche zum Trocknen. Die Betonwände der Ladenzeilen an der King Street sind mit Graffiti besprüht, die Geschäfte schmuddelig und wenig einladend, zum Teil seit langem geschlossen. Im Hintergrund ragen die Hochhäuser der South Beretania Street in die Höhe. Das ist das Hawaii von Barack Obamas Kindheit.
Obamas Eisladen und Basketballplatz
Das Krankenhaus, in dem Präsident Obama am 4. August 1961 geboren wurde
Geboren wurde der US-Präsident am 4. August 1961 im Kapiolani
Krankenhaus, nur einen Straßenzug entfernt, die ersten Lebensjahre
verbrachte er in Honolulu. In dem Hochhaus in der South Beretania Street
unweit des Krankenhauses hat Obamas Großmutter bis zu ihrem Tod 2008
gewohnt. Auch Obama selbst war hier zuhause, von 1971 bis 1979, nachdem
seine Mutter, Stanley Ann Dunham, ihn zwischenzeitlich mit nach
Indonesien genommen hatte. Bis zu seiner Oberschule, der renommierten
Punahou School, sind es nur ein paar StraßenzügeDie Nachbarschaft mit ihrer Mischung aus Hoch- sowie ein- und zweistöckigen Häusern habe sich seit Obamas Kindheit nicht viel verändert, erklärt DeSoto Brown. Er ist Historiker am Bishop Museum in Honolulu, das sich mit der Geschichte der Insel beschäftigt. Der Eisladen, in dem sich Obama als Teenager sein Taschengeld verdiente, ist noch immer geöffnet. Auf den Basketballplätzen, wo er seine Würfe übte, trainieren Jugendliche noch heute. Und noch immer verschmelzen hier, wie auf den anderen Inseln des Bundesstaates, chinesische, japanische and andere asiatische Einflüsse mit den polynesischen Traditionen: "Man kann hier nicht aufwachsen, ohne von nicht-europäischen, nicht-amerikanischen Eindrücken beeinflusst zu werden", meint Brown.
Kulturenmix
Auch der Journalist Robert Kay erklärt, Obama "verkörpert in vielerlei Hinsicht das Beste von Hawaii, er ist weder arrogant noch überheblich". Kay lebt seit fast 20 Jahren in Hawaii, er stammt aus San Francisco. Er hat eine Webseite zusammengestellt mit Informationen über "Obamas Nachbarschaft" und seine Familie. Es gebe keinen Zweifel, sagt er, in Hawaii müssen jeder lernen, mit den unterschiedlichsten Kulturen klar zukommen, sich jedem gegenüber respektvoll zu verhalten. Dabei war Obama selbst in Hawaii noch etwas Besonderes: Kinder mit schwarzer Hautfarbe waren in seiner Nachbarschaft die Ausnahme.
Hinzu kamen die Kindheit in Indonesien und die alleinerziehende Mutter: "Er kann gar nicht anders, als eine andere Einstellung zu dem Rest der Welt und anderen Völkern zu haben als jemand, der in einer Umgebung aufgewachsen ist, in der eine einzige Rasse dominiert", meint Historiker DeSoto Brown. Die Ausrichtung der US-Außenpolitik nach Asien unter Barack Obama hat viele Gründe, die nichts mit seiner Biographie zu tun haben - schwer gefallen dürfte sie ihm nicht sein.
Der Präsident von nebenan
Seine Kindheit unterscheidet sich noch in einer anderen Hinsicht von der bisheriger US-Präsidenten. Barack Obama ist in einer ganz normalen Wohnung aufgewachsen, zwei Schlafzimmer, Balkon, im 10. Stock des Hochhauses in der South Beretania Street. Seine Großmutter Madelyn Dunham ist zwar von der Sekretärin zur Vizepräsidentin der Bank von Hawaii aufgestiegen, hat aber dennoch zeitlebens zur Miete gewohnt. Genauso wie die Großmutter von Arnie Saiki. Auch er hat in dem beigefarbenen Hochhaus mehrere Tage in der Woche bei seiner Oma gewohnt. Arnie ist drei Jahre älter als der US-Präsident und erzählt, dass er zweimal am Tag zu den beiden Supermärkten um die Ecke gehen musste, um die jeweiligen Sonderangebote zu besorgen.
Die Läden in der Nachbarschaft von Punahou sind heruntergekommen
-auch wenn sie Shave ice verkaufen, das auch Obama genießt, wenn er zu
Besuch ist
Über seine eigene Großmutter sagte Präsident Obama 2008 in Denver, als
er die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten annahm: "Sie ist
diejenige, die mir beigebracht hat, was harte Arbeit ist. Sie hat auf
ein neues Auto oder ein neues Kleid verzichtet, damit ich ein besseres
Leben habe." Die Menschen in Hawaii sind fasziniert davon, dass dieser
Präsident die gleichen Erfahrungen gemacht hat und die gleiche Schule
besucht hat wie sie. Der Historiker DeSoto Brown erklärt: "Die Tatsache,
dass ein Präsident, der normalerweise ganz weit weg von dem ist, was
ich erfahren habe, tatsächlich genau das gleiche erlebt hat - vielleicht
hat er mir ja ein Eis verkauft, vielleicht habe ich ihn auf der Straße
gesehen - das finde ich sehr erstaunlich."Täglich Kompromisse schließen
Arnie Saiki lebte auch oft bei seiner Großmutter, im gleichen Haus wie Präsident Obama
Auch Arnie Saiki kommt auf den ausgeprägten Gemeinschaftssinn auf der
Insel zu sprechen. Hier müssen alle zusammenarbeiten, sagt er. "Hawaii
ist so ein facettenreicher Ort, und um Dinge zu erreichen, muss man oft
Kompromisse schließen, nicht nur was deine Sprache angeht und dein
Essen, sondern alles." Jede der Immigrantengruppen brachte die eigene
Kultur mit, und zwar innerhalb kürzester Zeit: Chinesen, Japaner,
Koreaner, Philippinen, Portugiesen. Der Präsidentschaftskandidat Obama
hat 2008 genau diesen Gemeinschaftssinn zu seiner zentralen Botschaft
gemacht, erinnert Arnie Saiki: "Es war sehr interessant, denn er hat
sich oft auf diese Hawaiianische Idee berufen, dass man Menschen
zusammenbringt, Demokraten und Republikaner, als vereinendes Motiv."
Obama musste allerdings schnell lernen, dass er im fast 8.000 Kilometer
entfernten Washington DC mit dieser Philosophie nicht weit kommt.Die Beziehung zu Hawaii ist immer noch eng. Die Obamas verbringen, wenn möglich, jedes Jahr ihren Weihnachtsurlaub auf der Insel, und kurz vor der Präsidentschaftswahl besuchte Barack Obama noch einmal seine schwerkranke Großmutter - um sich zu verabschieden. Die Wahl ihres Enkels zum Präsidenten der Vereinigten Staaten hat Madelyn Dunham nicht mehr erlebt, sie starb einen Tag vor der Wahl. Verluste zu erleben, gehört auch zur Kultur Hawaiis, berichtet Arnie Saiki. so viel würde sich ständig ändern: Entwicklung, Kultur, Menschen - "Das Gefühl des Verlustes ist so unglaublich tiefgreifend hier, dass die Menschen hier sehr besorgt sind", sagt er, und fährt fort: "Denn immer wenn man über die eigene Kultur, die eigene Identität nachdenkt, dann verschwindet sie schnell."
Die "Aloha-Mentalität"
Punahou Ecke South Beretania Street steht das Hochhaus, in dem Barack Obama bei seinen Großeltern gewohnt hat
"Die Hawaiianer haben eine umfangreiche Phase der Selbstfindung
durchlaufen und eine Identitätssuche", erzählt DeSoto Bown. Von 1900 bis
in die 1960er Jahre hätten sich die meisten Hawaiianer zuerst als
Amerikaner, die zufällig Hawaiianischen Ursprungs sind, gesehen. "Aber
seit den 70er, 80er Jahren sehen sie sich zunehmend zuerst als
Hawaiianer, die auch Amerikaner sind." Und manche sind der Ansicht, dass
der Anschluss an die USA gegen den Willen der Einwohner stattgefunden
hat."Wir sind das Festland", sagt denn auch Senator Brickwood Galuteria im Wahlkampfbüro für Obama in Honolulu, "und wir sind uns der schmerzvollen Geschichte sehr bewusst." Auf Obama sei man sehr stolz, er sei ein "local boy", strahlt Galuteria. Er hofft, dass einmal die traditionelle Bücherei, die nach der Amtszeit eines Präsidenten eingerichtet wird, nach Hawaii kommt - oder zumindest ein Teil davon. Doch es gibt einen starken Konkurrenten: Chicago. Die Metropole im US-Bundesstaat Illinois, wo Obama seine politische Karriere begann - und der sich Obama mindestens so verbunden fühlt wie Hawaii. Er hat früh gelernt, sich anzupassen.
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