воскресенье, 12 августа 2012 г.

Mit dem Akkordeon um die Welt

Die temperamentvolle Tastenvirtuosin Cathrin Pfeifer zelebriert ihre eigene World-Jazz-Melange und trägt die Klänge als leidenschaftliche Globetrotterin rund um den Erdball.
Entspannt und doch innig hält die Berlinerin mit den langen blonden Haaren das Akkordeon vor dem zierlichen Körper. Die Musikerin und ihr Instrument scheinen wie für einander geschaffen, im Laufe der Jahre gar zu einer Art Organismus zusammengewachsen zu sein.
Dabei gestaltete sich der Anfang dieser Liebesgeschichte eher nüchtern, ja pragmatisch, so dass sich Cathrin Pfeifer, wie sie schmunzelnd anmerkt, lieber eine aufregendere musikalische Erweckungsgeschichte ausdenken wollte. Doch nein: Es war ganz unromantisch, als ein Musikschuldirektor Anfang der 1970er Jahre den Entschluss fasste, sein Zögling solle Akkordeon spielen.
Später wurde die unwillige Schülerin mehrmals ermahnt, doch fleißiger zu üben – etwas, das bei dieser heute so akribischen Musikerin kaum mehr vorstellbar scheint. Angesichts des drohenden Rauswurfs aus der Musikschule, verrät Cathrin Pfeifer, habe sie sich in jungen Jahren dann doch für das Akkordeon und gegen den Sport entschieden.
Von nun an verlief der musikalische Weg schön linear: Nach dem Abitur studierte die junge Frau klassisches Akkordeon an der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin. Und bevor sie sich 1987 in die berufliche Selbständigkeit wagte, brachte sie ein einjähriger Zwischenstopp im Friedrichstadt-Palast auf den Theatermusik-Geschmack.
Auf Theaterwegen

Die Akkordeonspielerin  Cathrin Pfeifer mit Instrument.
Bild: Götz Rakow
Cathrin Pfeifer und ihr Akkordeon hegen fast eine Liebesbeziehung
In Ostberlins Vorzeige-Revuetheater musizierte Cathrin Pfeifer jedoch nicht in den glamourösen Nachtshows, sondern in dessen kleinem Kellertheater namens "Das Ei". Ihr Einstieg dort war ein Kurt-Weill-Programm: "Das passte einfach zum Akkordeon", erzählt sie. "Und es entsprach mir und meinem Geschmack."
Diese erste Theatererfahrung erwies sich als prägend und nachhaltig, denn es sind bis heute immer wieder Stücke von Weill-Partner Brecht, die sie ins Theater zurückholen. "Es ist nicht immer einfach, aber stets aufs Neue spannend, in einem anderen Kontext Musik zu machen", schwärmt die Berlinerin. "Man kann in ganz andere Strukturen reinschnuppern."
Cathrin Pfeifer liebt die Veränderung; aus der Bewegung tankt sie ihre Energien für neue Kreationen. Neben der eigenen Konzert- und Studioarbeit, der bislang sieben Alben entsprangen, komponiert sie auch für Filme oder wird von Musikerkollegen für deren Projekte engagiert.
Fernweh und Heimkehr
Zu DDR-Zeiten, als die überzeugte Kosmopolitin noch nicht die weite Welt bereisen und sich von deren Klangvielfalt inspirieren lassen konnte, bekam sie immerhin schon eine Idee davon: dank geliehener Platten von Musikerfreunden mit Auslandskontakten, etwa den DDR-Folkrockpionieren von JAMS. Ab 1989 konnte Cathrin Pfeifer dann selbst ihre Fühler in alle geografischen und stilistischen Himmelsrichtungen ausstrecken und sich an die vielen Orte begeben, deren Musik auf die eine oder andere Art von ihrem originär deutschen Instrument inspiriert wurde.
"Das Akkordeon ist eigentlich ein aggressives Instrument", erklärt die Musikerin. "Überall, wo es hingekommen ist, hat es sich in die Volksmusik eingebracht, teilweise andere Instrumente verdrängt und die Musik auch verändert. Es ist spannend, wie viele Völker das Instrument für sich entdeckt und vereinnahmt haben. Selbst Naturvölker - da wird das Akkordeon manchmal für Trance-Zeremonien verwendet."

Die Akkordeonspielerin  Cathrin Pfeifer mit Band.
Bild: Götz Rakow
Cathrin Pfeifer im Kreise ihrer Musiker
Cathrin Pfeifers zumeist instrumental gestaltete Kompositionen führen Musette, Blues, Jazz, Einflüsse aus argentinischem Tango oder Chamamé-Musik mit Klängen und Rhythmen Brasiliens und vielen weiteren Reisemitbringseln zusammen, auch mit Akkordeon-fernen Sphären. Insofern hatte die Berlinerin kein Problem damit, zum Beispiel als Gastmusikerin mit der ostdeutschen Rockband Keimzeit auf Tour zu gehen.
Wie jede der sehr verschiedenen Zusammenarbeiten hat auch diese Erfahrung ihre Spuren hinterlassen. "Mit einer beliebten Band vor großem Publikum zu spielen und dabei auch etwas nachzuholen, weil ich doch selber nie so ein Rockfan war, ist etwas Neues für mich gewesen", erzählt die musikalische Individualistin. "Das finde ich sehr reizvoll an solchen Zusammenarbeiten: etwas zu lernen, das bislang an mir vorbeigegangen ist – seien es Genres oder Orte. Ich brauche eigentlich nur zu warten, und dann kommt schon wieder etwas auf mich zu, was meinen Horizont erweitert."
Imaginäre Folklore
Cathrin Pfeifers Horizont kann gar nicht weit genug sein. Das belegen auch die Landschaftsfotos auf den CD-Covers der Musikerin, die offenbar immer wieder die ländliche Idylle als Ausgleich zur urbanen Turbulenz, als Ruhe- und Inspirationsquell sucht. Bei allem Fernweh, dem die Instrumentalistin so oft wie möglich nachgibt, ist Berlin stets ihre Scholle geblieben.
Dort gründete sie 1994 auch ihre eigene Band, mit der sie hauptsächlich ihre eigenen Kompositionen spielt. Von Album zu Album, von Projekt zu Projekt passieren personelle Wechsel, die einer allesamt "überlebt" hat: der langjährige Wahl-Berliner Topo Gioia, ein argentinischer Perkussionist und Seelenverwandter seiner deutschen Kollegin. Nicht zuletzt mit Hilfe seiner Kreativität vermag Cathrin Pfeifer ihre rhythmische und klangliche Visionen in eine Art imaginäre Folklore zu verwandeln.
Selbst ist die Frau

Die Akkordeonspielerin  Cathrin Pfeifer.
Bild: Götz Rakow
Zwei leidenschaftliche Reisende: die Musikerin und ihr Instrument
Abgesehen von den vielen Herren an ihrer Seite ist die Musikerin, die im Übrigen seit längerem die Sängerin Etta Scollo am Akkordeon begleitet, durchaus eine gute Alleinseglerin und pfiffige "selfmade woman". Etwa wenn es darum geht, eines ihrer vielen Instrumente auf Tour mal notdürftig zu reparieren. Dafür hat Cathrin Pfeifer vor Jahren mal einen einwöchigen Crashkurs in einer renommierten Kölner Akkordeonwerkstatt absolviert.
Bei dieser Gelegenheit kam sie auf die Idee, zum Spenden alter Instrumente aufzurufen und ließ diese nach Madagaskar schippern. Ein nicht ganz uneigennütziges Unternehmen, denn so konnte sich die reiselustige Frau, die eigentlich mal Stewardess werden wollte, selbst in jene Akkordeon-Nation im Indischen Ozean begeben.
Reiseführer Akkordeon
"Mein Instrument ist nun mal der beste Reiseführer", findet Cathrin Pfeifer. Mittlerweile hat es sie auf alle Kontinente außer nach Australien gelotst. In Brasilien erntete sie hier und da Erstaunen, als sie die Einheimischen aufklärte, dass das dort längst eingemeindete, überaus populäre Akkordeon eigentlich aus Deutschland stamme. Und in Ägypten beklebt man die Stimmzungen mit Kaugummi, um so die dort üblichen Vierteltöne spielen zu können, hat sie gelernt.
"Hier und da fragt man mich fasziniert nach dem Namen dieses klingenden Mitreisenden", lacht Cathrin Pfeifer. "Und an nicht wenigen, sogar deutschen Flughäfen hat man sich schon erkundigt, ob ich eine Schreibmaschine mit an Bord nehmen will." Wenn ein Akkordeon eine Reise tut, dann kann es also offensichtlich was erzählen.

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